Ein Verein und seine Geschichte

Sängerkranz 1874 e. V. Reicholzheim - ein Verein mit Geschichte

Die hier mit Bildern untermalte Vereinschronik basiert auf der Vereinschronik von 1959 (festgehalten von Alois Berberig) und der darauf aufbauenden Vereinschronik von 1999, welche aus der Feder von Anton Bund stammt.
Die ältesten Unterlagen des Vereins werden auf vertraglicher Basis im Stadtarchiv Wertheim beim Archivverbund Main-Tauber in Bronnbach verwahrt. Das Findbuch zum Bestand StAWt S-V 16 kann hier eingesehen werden.
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Gründung

Am 18. Januar 1871 war mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches in Versailles ein lange gehegter Traum der Einigkeit Deutschlands in Erfüllung gegangen. Wilhelm I. wurde deutscher Kaiser, Otto von Bismarck Reichskanzler und Berlin Reichshauptstadt.
In deutschen Landen war eine gewisse Aufbruchsstimmung spürbar. Sie führte landesweit zu vielen Vereinsgründungen. So keimte auch bei sangesfreudigen Männern in Reicholzheim der Wunsch, einen Gesangverein ins Leben zu rufen.
Am 22. Februar 1874 bildete sich ein provisorischer Ausschuss von sieben Männern, die zur Mitgliedschaft aufriefen und innerhalb von nur drei Tagen erklärten 51 Männer ihren Beitritt zum Verein.
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Bildung und Entstehungsakte des Gesangsvereins Reicholzheim

Die Gründungsakte mit den Unterschriften der ersten Mitglieder wird im Vereinsarchiv in Bronnbach verwahrt 
(StAWt S-V 16 Nr. 1). 
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Bis 1914

Um das Jahr 1880 hatte der Verein seine erste Bewährungsprobe zu bestehen. Das Amt des Dirigenten war verwaist und es zeigten sich sogar erste Auflösungserscheinungen, bis 1887 Hauptlehrer Stockert den Dirigentenstab übernahm.

Als sich 1906 eine Gruppe vom Verein lossagte,  zu der auch andere Interessenten stießen, und die sich am 04. April 1907 mit dem Namen "Liederkranz" ins Vereinsregister eintragen ließ, stand erneut die Standfestigkeit auf dem Prüfstand.

Der 1874 gegründete Verein gab sich in einer Versammlung im "Riesen" den Namen "Sängerbund". Gleichzeitig wurde das Gasthaus "Riesen" zum Vereinslokal erklärt. Noch heute besteht diese Verbindung. Hier fanden auch die Chorproben statt. Die "Liederkranz"-Proben hingegen waren in der "Traube".

Zu den Chorproben: In der Satzung von 1924 steht geschrieben: "Allwöchentlich, im Sommer einmal, im Winter zweimal, finden die Chorproben statt."

Im Jahre 1908 war die erste Fahnenweihe, damals unter dem Namen "Sängerbund". Auch der 1906 gegründete örtliche "Liederkranz" nahm an dem Fest teil. Die Fahne kostete 435,- Mark. Überhaupt lässt die Chronik erkennen, dass zwischen beiden Reicholzheimer Gesangvereinen zwar eine gewisse Rivalität bestand, die aber nie in Feindschaft ausartete.

Positiv im älteren Verein wirkte sich die Tatsache aus, dass der Vorsitzende Pfarrer Martin Noe, eine geachtete Respektsperson war und der Chor in Hauptlehrer Pflaumer einen guten Dirigenten hatte. Beide waren jeweils zwanzig Jahre für den Verein tätig.

Die folgenden Bilder zeigen ein handgeschriebenes Notenblatt des "Liederkranz" Reicholzheim und einen Ehrenpokal den der Verein 1913 verliehen bekam.
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Zwischen den Weltkriegen

1919, nach Ende des Ersten Weltkrieges, der auch zahlreiche Opfer unter den aktiven Sängern beider Vereine gefordert hatte, löste sich der "Liederkranz" auf und etwa 50 Mitglieder traten dem "Sängerbund" bei. Statt Aufnahmegeldern wurden 16 komplette Chorlieder, Theaterrollen und sonstige Utensilien beim "Sängerbund" eingebracht.

Diese Einigkeit währte aber nur kurze Zeit. Am 09. März 1923 löste sich abermals eine kleinere Gruppe vom Verein, gab sich ebenfalls den Namen "Sängerbund", den der Hauptverein fatalerweise nicht beim Amtsgericht hatte eintragen lassen, und ließ sich am 04. April 1923 unter diesem Namen selbst ins Vereinsregister eintragen. Die 1908 geweihte und beim Fähnrich aufbewahrte Vereinsfahne wurde gestohlen.

Damit war der Hauptverein seine Fahne und seinen Namen los. Der Streit wurde schließlich vor dem Landgericht Mosbach ausgetragen und endete mit einem Vergleich. Dem stimmte die Generalversammlung am 29. Juli 1923 zu und gab sich den Namen "Sängerkranz".

Im Februar 1924 trat der „Sängerkranz“ dem Main-Tauber-Gau als Mitglied bei und wurde am 15. Mai 1924 ins Vereinsregister eingetragen.

Inzwischen liefen die Vorbereitungen für die 50-Jahr-Feier, bei der auch eine neue Vereinsfahne eingeweiht werden sollte. In der Hochinflation, am 02. September 1923, wurde mit der Fahnenfabrik Buri, Würzburg, ein Kaufvertrag über die neue Vereinsfahne abgeschlossen. Als Kaufpreis wurde kein Geldbetrag, sondern 35 Zentner Weizen vereinbart.

Der Bierumsatz auf dem Festplatz und den örtlichen Gaststätten belief sich an den Festtagen der 50-Jahr-Feier auf weit über 100 hl. Brauereimöbel, also Tische und Bänke, wurden damals für Vereinsfeste nicht zur Verfügung gestellt. Der Verein kaufte sich 8 Ster Kiefernprügel im fürstlichen Dickbuckel und zimmerte Tische und Bänke für das Fest selbst.

Trotz einer schriftlichen Vereinbarung beider Vereine und der gegebenen Zusage des „Sängerbund“ blieb dieser dem Fest fern.

Es folgen Bilder von den besagten Festtagen.

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Beginn des Dritten Reiches

Mit Beginn des Dritten Reiches gab es Änderungen für das Vereinswesen im allgemeinen. Der Vorsitzende des Sängergaues nannte sich Sängergauführer, die Vereinsvorsitzenden wurden zu "Vereinsführern" umfunktioniert.

Bei der Tagung des Badischen Sängerbundes am 03. September 1933 in Tauberbischofsheim wurde beschlossen, dass Vereine, die dem Landesverband nicht angehören, ihre Existenzberechtigung verloren haben. Darüber hinaus wurde in Gemeinden mit weniger als 3000 Einwohnern nur noch ein Gesangverein geduldet.

In einer gemeinsamen Mitgliederversammlung am 26. November 1933 in der Gaststätte „Traube“ beschlossen beide Reicholzheimer Vereine, also „Sängerkranz“ und „Sängerbund“ die Fusion. Der Beschluss war einstimmig, wie vieles in jener Zeit.

Unter Kontrolle waren auch Theaterspiele. Das Singspiel „Glockentürmers Töchterlein“ sollte zu Weihnachten 1934 aufgeführt werden. Aus dem Genehmigungsschreiben der N.S.D.A.P. sei ein Satz zitiert:

 „Der Kreiskulturwart, Pg. Hiß, hat gegen die Aufführung dieses Stückes nichts einzuwenden“.

Am 19. Mai 1939 war Hauptlehrer Fridolin Bischof zum Vereinsführer gewählt worden. Am 10. Februar 1940 schrieb er an den Schriftführer des Vereins (der 2. Vorsitzende des Vereins war eingezogen) :

 „Auf Anraten meiner Behörde lege ich mein Amt als Vereinsführer des Gesangvereins nieder. Eine weitere Begründung zu geben ist mir nicht möglich. Heil Hitler! Fridolin Bischof“.

Zeitgleich, und das darf wohl als Novum angesehen werden, war Lehrer Bischof auch Vorsitzender des VfB Reicholzheim.
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Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde Schriftführer Josef Weid als Erster aktiv. Er lud die Sangesfreunde zu einer Versammlung in das Gasthaus „Stern“ ein, die von 36 Mitgliedern besucht war. In geheimer Wahl wurde Adam Amend erster Nachkriegsvorsitzender.

Die üblichen Aktivitäten eines Gesangvereins lebten wieder auf, wie Chorproben, Ständchen, Vereinsfeste, Theaterspielen usw. Gastwirt Josef Amend vertrat den noch in Kriegsgefangenschaft sich befindlichen Alois Krieg als Dirigent.

1949 wurde das 75-jährige Gründungsfest, erstmals ohne Fleisch- und Brotmarken, in großem Rahmen gefeiert. Die im Vereinslokal aufbewahrten Vereinsfahnen, die 1908 dem „Sängerbund“ und die 1924 dem „Sängerkranz“ geweihten, gingen offensichtlich als Souvenir über den großen Teich. Zur Erinnerung: Im Vereinslokal „Riesen“ war das Hauptquartier der US-Besatzung.

Der „Sängerkranz“ brauchte wieder eine Fahne. Sie kostete 1.400,00 DM, wurde von Sr. Klimaka kunstvoll bestickt und mit einem würdigen Fest am 21. - 23. Juni 1952 geweiht.

In den weiteren Jahren bis heute, folgten in hunderten und aberhunderten von Auftritten des Chores und Veranstaltungen des Vereins rege Aktivitäten: Chorproben, Ständchen aus verschiedensten Anlässen, bei Beerdigungen, bei kirchlichen und weltlichen Feiern, Theaterspielen, Gegenbesuchen bei Gesangvereinen und befreundeten Sängern in Mannheim-Sandhofen, Niedereschach und Wörthsee/Bayern, Teilnahme an Treffen der Sängergruppe V usw.

Anbei ist ein Bild vom Festumzug im Zuge des 75-jährige Gründungsfest und ein Bild vom Ausflug nach Rüdesheim (1953) zu sehen.
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Die 1960er

An die zahlreichen, schönen Ausflüge, Wald- und Hallenfeste sei nur nebenbei erinnert. Besonderen Stellenwert in der Vereinsgeschichte hatten hierbei die großen Feste bspw. zum 90-jährigen Bestehen. Der vom Ehrenvorsitzenden Alois Berberig verfasste und vom Musiklehrer Kurt Spanich (Wertheim) vertonte Reicholzheimer Sängerspruch wurde beim 90-jährigen Stiftungsfest 1964 uraufgeführt.
Auch der Schülerchor, betreut und geführt von Oberlehrer Otto Jäger und Ehrenvorsitzendem Paul Haimann, trat bei der Weihnachtsfeier 1966 erstmals in Erscheinung.

Anbei ein Foto des Männerchores von 1964.
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Die 1970er

1972 hatte Ehrenvorsitzender Alois Berberig ein besonderes Jubiläum. Er wurde für 60 aktive Jahre im Chor geehrt. Das gleiche Jubiläum beging Ehrenvorsitzender Paul Haimann 1997 und als Dritter erreichte in diesem Jahr Otto Kimmel 60 Jahre Chormitgliedschaft.

Nach 45 Jahren Dirigentschaft wurde 1974 Alois Krieg Ehrendirigent und Musikdirektor Dieter Bender zu seinem Nachfolger bestellt.

1974 feierte der Sängerkranz sein 100-jähriges Bestehen. Die folgenden Bilder sind um dieses Fest herum, als auch im Zuge des Festes entstanden.
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Die 1980er

Auch das 110-jährige Jubiläum wurde gebührend gefeiert. Viele der nachfolgenden Bildern entstanden in den Festtagen. 
Zudem entwickelte sich der Verein dank der langen Amtszeiten unserer beiden Ehrenvorsitzenden, Paul Haimann 24 Jahre und Rudolf Köhler 15 Jahre, stetig weiter und die Bedeutung des Vereins für die Dorfgemeinschaft war augenscheinlich. 
Auch bei den Faschingssitzungen des RNC spielte der Sängerkranz eine wichtige Rolle (siehe Bilder).
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Akten und Archivalien

Das Vereinsarchiv wird seit 2019 unter der Bestandssignatur StAWt S-V 16 als Depositum im Stadtarchiv Wertheim/Archivverbund Main-Tauber verwahrt.
Der Bestand ist unter dem Permalink http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=7-4376 in der Online-Beständeübersicht zu finden, das Findbuch unter dem Link https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=53893 einsehbar.

Im Vereinsarchiv bzw. der Bibliothek des Archivverbunds sind auch die Festschriften von 1964, 1974, 1984 und 1999 zu finden.

Fotos von Otto Berberig, Richard Berberig, Rudolf Köhler, Paul Weidinger, Karl Köhler, Rainer Schmidt

Wir suchen weiterhin Akten (Urkunden, Kaufverträge etc.) und Bilder (Gründungszeit, alte Fahnen)  aus der Geschichte des Sängerkranz. Sollten sich solche vereinshistorisch wichtigen Dokumente bei Ihnen finden, bitte kontaktieren Sie die Vorstandschaft!  

Für Ihre Mithilfe ein Herzliches Dankeschön!

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